Sie verstehen nicht was hier geschieht?

Hier wird an Texten gearbeitet. Vieles sind bloss wirre Gedanken auf Datei gebracht. Konzepte, Ideen und schlimmeres gibts hier, welche gar nicht verstanden werden müssen.



Mittwoch, 3. November 2010

12:25

1

Ach wissen Sie, nach all den Jahren der Veränderung ist mein Lokal am Ende auf der untersten Ebene angekommen. Von Oben kommt keiner mehr hier her. Ich meine, warum auch. Alles was hier noch ein und ausgeht sind die Huren und Dealer. Gestalten auf der Flucht, kommen und gehen. Bezahlen aber immer den Kaffee, und solange sie das tun, komme ich über die Runden. Und solange ich über die Runden komme, und nicht ende wie die, die mich bezahlen, ist es mir egal wer hier ein und aus geht.
Früher konnte ich noch über diesen Spruch lachen, heute nicht mehr. Ich werde wohl doch langsam wie sie."

2

Zwei Tage, zehn Tage, keine Ahnung wie lange ich hier schon sitze. Und immer weniger habe ich eine Ahnung warum ich hier sitze. Ob ich den Grund vergessen wollte? Oder kannte ich ihn gar nie? Mittlerweile denke ich, ich bin hier, neben all den Huren und Dealern, weil es mir hier gefällt. Weil mir die Vorstellung gefällt in einem dieser Kaffees zu Sitzen, wie man sie aus den alten Filmen kennt.
Mit Ihren roten Kunstledersitzbänke. Dem langen Bartresen an dem die alten Männer sitzen und ihren Kaffee trinken, welchen sie von einer blonden Kellnerinnen eingeschenkt bekommen. Ja diese Vorstellung gefällt mir wirklich. Aber nur eine Vorstellung ist es wohl leider, Rot sind die Bänke hier schon lange nicht mehr. Nur der Kaffee wird noch getrunken, welcher von einer grauhaarigen Kellnerin in einer nun grauen Umgebung ausgeschenkt wird. Die Zeit hat diesem Ort nicht wohlwollend mitgespielt.
Nun, vielleicht bin ich aber wie all die Anderen hier auch nur auf der Flucht. Dann gestaltet sich meine Flucht aber langsamer. Kaum einer bleibt lange genug so dass man etwas über ihn erfahren könnte.
Ob ich vergessen habe, dass ich fliehe und meine Jäger kommen mir immer näher. Und erst wenn sie mich haben, fällt mir das warum wieder ein.
Darauf lasse ich es wohl ankommen, wenigstens etwas wüsste ich dann wieder. Und solange ich noch Zigaretten habe, gefällt mir die farbenfrohe Vorstellung so oder so bedeutend besser - Zeitloser. Vielleicht stielt sie meiner Flucht ja die Zeit. Und ich rauche träumend dem Ende entgegen.

3

Zeit spielte hier unten keine Rolle. Es schien immer Nacht zu sein. Ob hier noch geschlafen wurde? Ihm scheint als seien alle auf der Jagt nach etwas. Nicht auf der Flucht, wie ihm gesagt wurde. Nein hier waren alle auf der Jagt nach etwas. Nach etwas, was er nicht kannten. Sie sind wie er. Er ist wie sie. Das nächste Ziel kennen wir alle, nur das Ende nicht. Dieser und jener jagt dem nächsten Trip nach. Alle suchen den goldenen Weg zurück nach Oben. Nur die Kellnerin nicht, nach oben will sie nicht mehr. Sie jagt nur dem wenigen Geld nach, welches es hier noch zu holen gibt. Für sie alle scheint Zeit nicht mehr zu zählen. Man hat sie alle hier vergessen, und sie haben die Zeit vergessen. Das unterscheidet sie von ihm, das ist ihr Vorteil.

Er wünschte er könnte sein wie der, für welchen er hierher kam und nur 2 Bankreihen weiter sitzt.
Obwohl dieser laut Angaben nicht länger als 72 Stunden hier sein konnte, scheint es als hätte Zeit für ihn nie existiert. Nein, dieses Ziel, dieser Mann sieht nicht aus wie die Männer und Frauen, welche er vor diesem gejagt hatte. Diese glichen eher Gestalten auf der Jagt nach dem Leben. Nur das die Zeit für seine ersten Ziele immer weiter hinunter zählte, bis zum Ende, wo er auf sie wartete. Doch nun sollte er einen holen auf welchen er nicht warten konnte. Denn dieser würde nie kommen, würde nie zu dem Ende der Zeit kommen wo er auf ihn warten würde.  Zeit existierte hier nicht. Nur er war noch immer an sie Gebunden. Seit bald 73 Stunden harrte er nun schon hier. Wartete auf etwas, was normalerweise nach einer Stunde eintrat, wenn er gerufen wurde. Die Zeit hält ihn hier gefangen, indem sie nicht existierte. Heute wartet nicht er am Ende einer Zeitlinie auf jemanden. Nein heute wurde auf ihn gewartet. Warum konnte nicht auch er vergessen werden von der Zeit. Er hatte die Jagt nach dem Leben verloren.

4

Der Schuss durchzog das Schweigen des Kaffees. Die Zeit schien für einen kleinen Moment fortzuschreiten, eine Bank färbte sich so Rot wie sie es einst war. Ein Mann erhob sich und ging, gefolgt von der Vergangenheit, hinaus in die Dunkelheit. Nur das Glühen seiner Zigarette durchdrang den dunklen Schleier welcher ihn entgegen nahm.

Das rote Licht des Kaffees sprang nach Jahren des Schlafs wieder an, flackerte und gab der Strasse ein stück Vergangenheit zurück.

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